Am Abend des 09.06.2014 zog ein intensives Gewittersystem rasch über Nordrhein-Westfalen hinweg und verursachte zum Teil schwere Windschäden. Bei extremen Orkanböen bis 142 km/h wurden in NRW schätzungsweise 80000 Bäume beschädigt oder umgeworfen. 6 Menschen starben, 98 wurden verletzt. Es war laut der GDV das teuerste Sommersturmereignis der letzten 15 Jahre.
Stromaufwärts eines mitteleuropäischen Höhenrückens entwickelten sich die Vorboten des Unwetters am Nachmittag des 09.06.2014 über Frankreich. Bei hoher CAPE, starker Scherung und hoher bodennaher Feuchte (Taupunkte um 20°C) bildete sich rasch ein nordostwärts ziehenden mesoskaliges konvektives System (MCS), das am Abend Belgien erreichte. Zu diesem Zeitpunkt ordneten sich die Gewitterzellen bei einer low-level shear von 15 m/s und hohen mittel- und hochtroposphärischen Rückenwinden (über 100 km/h in 500 hPa, 150 km/h in 300 hPa) an der Vorderseite des mesoskaligen konvektiven Systems linienartig an. Bei Durchzug des MCS in Belgien wurden erstmals Sturmböen um 100 km/h registriert. Mit Erreichen der deutschen Landesgrenze und über NRW selbst buchtete die Linie mit Einwirken eines rear-inflow jet rückzeitig zunehmend aus, wodurch die typische Bogenform entstand. Über dem Ruhrgebiet entfaltete das nun als bow echo klassifizierte Gewitter später seine ganze Gewalt und brachte extreme Orkanböen hervor.
Gewitter-Typ |
Sonder-Form |
Wolken-Tops |
System-
Verlagerung
|
MU-
CAPE
|
Atmosph.-
|
Wind-
|
Wassergehalt/
Feuchte
|
Multizelle / MCS
|
bow echo |
Höhe: 13 KmTemp: -70 °C |
ca. 90 km/h |
2000bis 2700 J/Kg |
KO: bis -6LI: bis -5CIN: bis -150 |
LLS: bis 15 m/sDLS: bis 25 m/s |
ppw: 35 bis 40Taup.: 20°C |
TOP - Spitzenböen |
Schadensbilanz (650 Mio €) |
Düsseldorf: 144 km/h Essen: 125 km/h Kall-Sistig: 104 km/h |
Düsseldorf: 64 Mio € Essen: 63,3 Mio € Duisburg: 3,1 Mio € |
Das mesoskalige Konvektive System kündigte sich bereits wenige Stunden vorher durch einen leichten aber stetigen Druckfall (etwa 1 hPa / h) an. Mit Durchzug des Gewitters stiegt der Luftdruck bedingt durch den heftigen ouflow dann kurzzeitig um 5 bis 10 hPa an.
Autor: Denny Karran | Veröffentlicht: am 15.06.2014 | © Welt der Synoptik