Mesoskaliges konvektives System


Mesoskalige konvektive Systeme (mesoscale convective system = MCS) sind langlebige Multizellengewitter, die mehr als 3 Stunden, im Extremfall sogar auch über 10 Stunden fortbestehen. Die einzelnen Gewitterzellen haben dabei eine kürzere Lebensdauer als das Gewittersystem insgesamt.

 

MCS treten als Cluster oder in linearer Zellanordnung auf und werden anhand von Radar- und Satellitenbildern klassifiziert. Zu den mesoskaligen konvektiven Systemen gehören:

 

 

Alle MSC-Unterarten können als einzelnes Ereignis oder aber als Mischform in Erscheinung treten. Während squall lines, bow echos sowie LEWP´s als solche mittels Radarbildern klassifiziert werden, erfolgt die Einordnung eines mesoskaligen konvektiven Komplexes mithilfe von Satellitenbildern. Insgesamt zeigt sich bei allen Unterarten ein ovaler bis kreisrunder Wolkenschirm. Nur bei squall lines ist dieser überwiegend als linearer Ausformung zu beobachten.

 

Mesoskalige konvektive Systeme verursachen auf großer Fläche heftige Regenfälle, die zum einen durch die vorderseitig eingelagerten Gewitter und andererseits durch ein starkes rückseitiges stratiformes Niederschlagsgebiet verursacht werden. Selten ist der stratiforme Niederschlag auch vorderseitig oder parallel zum MCS vorzufinden. Die horizontale Ausdehnung des Niederschlagsgebietes beträgt rund 100 km. Neben Starkregen, Hagel und hoher Blitzfrequenz verursachen besonders die Gewitterlinien starke geradlinige Winde.

 

MCS bilden sich unter anderem an Konvergenzlinien, Kaltfronten und stationären Fronten. Dabei kann die Entwicklung auch im Randbereich von Antizyklonen erfolgen. Währenddessen bewegen sie sich im Regelfall vorwärts (neue Zellen bilden sich an der Vorderseite des MCS). Manchmal aber ist auch eine „Rückwärtsbewegung“ an stationären Fronten zu beobachten. Dann entwickeln sich neue Gewitter an der Rückseite des MCS.

Mesoskaliges konvektives System am 07. Juli 2014 über Süddeutschland

Am Abend des 07.07.2014 gegen 18:00 MESZ bildete sich über dem Südwesten Deutschlands an einer sich formierenden Luftmassengrenze unterhalb des rechten Jetausgangs aus einzelnen Gewitterzellen ein mesoskaliges konvektives System. Gegen 21:30 erreichte das Gewittersystem seine maximale Intensität. Dabei wurden Wolkentopstemperaturen bis -61°C gemessen. Der Wolkenschirm erreichte eine Fläche von über 30.000 km². Zwischen 18:00 und 23:00 wurden innerhalb des System 50.000 Blitze registriert und zum Teil wurden in einer Stunde 30 bis 60 mm Niederschlag gemessen (Elzach-Fisnacht meldete abends 58,1 mm/h und 84,8 mm/3h). Im Laufe der Nacht zog das MCS über Hessen/Rheinland-Pfalz und NRW als Regengebiet nach Nordwesten ab.

Daten und Fakten zum Gewitterereignis am 07. Juli 2014
Gewittertyp Mesoskaliges konvektives System
Wolkentops Höhe: 13 km, Temperatur: -61°C
ML-CAPE
1000 bis 1500 J/Kg
Atmosph. Schichtung
Lifted Index: -4
Windscherung (0-6 km)
bis 10 m/s
Wassergehalt / Feuchte
ppw: 30 mm / Taupunkt: 16 bis 18°C
Extremwerte Niederschlag
58,1 mm in 1 Stunde


Abb. 1 | Dieses Satellitenbild (Airmass) vom 07.06.14 um 21 UTC zeigt den Wolkenschirm des MCS über Südwestdeutschland. Bildquelle: EUMETSAT
Abb. 2 | Dieses Satellitenbild vom 07.06.14 um 20:30 UTC zeigt die stündlichen Niederschlagsmengen des MCS über Südwestdeutschland. Bildquelle: EUMETSAT

© Welt der Synoptik | Autor: Denny Karran