Superzellenspektrum


Superzellen werden je nach Niederschlagsmenge und Niederschlagsausdehung in Low Precipitation (LP), Classic (CL) und High Precipitation (HP) Supercells untereilt. Häufig transformiert ein gewöhnliches Gewitter zu einem speziellen Superzellentyp und bleibt als solcher lang- oder kurzlebig aktiv. In einigen Fällen aber durchläuft eine Superzelle nach der Genese auch das gesamte Superzellenspektrum. Dann bildet sich aus einer LP eine CL und diese schließlich zu einer HP (Bluestein und Woodall 1990).

 

Welche Superzellenart sich letztendlich entwickeln wird, hängt unter anderen vom niederschlagsbaren Wasser, von der Stärke und Größe des Aufwindes (CAPE) und von der Windscherung ab. So ist bei einer LP die CAPE beispielsweise geringer als bei CL und HP.

Low Precipitation Supercell (LP)

Low Precipitation Supercells (z.B. Burgess und Davies-Jones 1979, Bluestein und Parks 1983) sind kleiner als klassische Superzellen, entstehen in einer relativ trockenen Umgebung und bringen häufig nur geringe Niederschlagsmengen. Dennoch aber besteht aufgrund der Aufwinddominanz Gefahr vor sehr großem Hagel. Gerade die geringen sichtbaren Niederschläge lassen einen ungestörten Blick auf das Skelet der Superzelle zu. Auch lässt die ästhetisch schöne untertassenförmige Wolkenbasis, welche bis in 2000 m Höhe reicht und nur über eine geringe horizontale Ausdehnung verfügt, ungestört beobachten. Eine Wall Cloud ist häufig nicht vorhanden. Damit ist auch die Gefahr vor Tornados sehr gering, wenngleich sich des Öfteren Funnel Clouds entwickeln. Besondere Gefahr besteht durch starke Fallwinde, wenn (Amboss-) Niederschlag in der trockenen Grundschicht rasch verdunstet.

Classic Supercell (CL)

Klassische Superzellen (CL) treten isoliert auf und zeigen sich auf dem Radarbild als gut definiertes Hook Echo. Sie sind wohl am häufigsten zu beobachten und darüber hinaus sehr erfolgreiche Tornadoproduzenten. Das erste konzeptionelle Modell einer klassischen Superzelle wurde 1964 von Keith Browning aufgestellt. Lemon und Doswell (1979) verfeinerten das Modell der klassischen Superzelle als schematische Draufsicht in Bodennähe. Der Auf- und Abwindbereich sind gut voneinander getrennt. Starker Niederschlag fällt auf der Vorderseite des Sturmsystems, der Tornado befindet sich dabei meist hinter dem Regenvorhang. Zu den klassischen Superzellen gehören auch die Minisuperzellen, die zum Teil als eigene Superzellenart beschrieben werden. Diese haben die gleichen Merkmale (Hook Echo, WER, BWER, Mesozyklone) wie klassische Superzellen, besitzen aber eine deutlich geringere räumliche Dimension. Aufgrund der niedrigeren Wolkentops werden sie auch Low-topped Supercells genannt.

Abb. 1 | Modell einer klassischen Superzelle nach Lemon und Doswell (1979). | Bildquelle:  Welt der Synoptik
Abb. 1 | Modell einer klassischen Superzelle nach Lemon und Doswell (1979). | Bildquelle: Welt der Synoptik

High or heavy Precipitation Supercell (HP)

High Precipitation Supercells (z.B. Doswell et al. 1990; Moller et al. 1994) verfügen über einen kräftigen Aufwindbereich und produzieren enorme Niederschlagsmengen sowie großen Hagel auf weiter Fläche. Auch kommt es verbreitet zu schweren Sturmböen (Downbursts). Dabei sind die kräftigsten Niederschläge besonders auf der Rückseite, bzw. in Zugrichtung auf der linken Seite der Mesozyklone zu finden. Die Starkniederschläge erstrecken sich teilweise soweit nach Süden (bis hin zum südlichen Rand der Mauerwolke), dass der Blick unter die Flanking Line nach Westen völlig undurchsichtig wird. Neben dem Starkniederschlag ist auch die Tornadogefahr sehr hoch. Sehr starke Tornados werden aber mit HP´s häufig nicht in Verbindung gebracht. Da sich High Precipitation Supercells überwiegend an (stationären) Luftmassengrenzen entwickeln, sind sie häufig in Liniengewittern wie Bow Echos oder Squall Lines integriert oder gehen in solche über. Manchmal treten sie sogar in Verbindung mit anderen klassischen Superzellen auf. Im Vergleich zu diesen sind HP´s aber wesentlich größer.


© Welt der Synoptik | Autor: Denny Karran