Tropical Like Cyclone (Medicane)

Klimatologie der Medicanes


© Meteosat 9 / Eumetsat | Medicane über der Adria
© Meteosat 9 / Eumetsat | Medicane über der Adria

Sturmsaison

Die Sturmsaison im Mittelmeer erstreckt sich über die Monate August bis Februar. Auswertungen aus den Jahren 1947 bis 2003 (S. NAVA) verdeutlichen, dass die meisten Wirbelstürme im Monat September (22%) auftreten, dicht gefolgt von den Monaten August (15%), Oktober (14%) sowie Januar und Februar mit jeweils 14%.

Die regionalen Schwerpunkte liegen dabei im Seegebiet zwischen Balearen und Sardinien, im Tyrrhenischen Meer, im Ionischen Meer und der Straße von Sizilien.

 

Durchschnittlich 2 bis 3 Formationen erreichen im Jahr die Intensität einer "Mediterranean Tropical Depression" oder eines "Mediterranean Tropical Storm". Alle 3 bis 4 Jahre, und damit wesentlich seltener, treten vollentwickelte Medicane auf (Meteoscienze.it, "TLC" E MEDICANES). Laut einigen Literaturangaben wurden bisher 50 Medicanes über dem Mittelmeer beobachtet.

Wassertemperatur

Die Wassertemperatur des Mittelmeers erreicht Ende August bis Anfang September ihren Höhepunkt und fällt danach leicht, ab Oktober kräftiger ab. Der durchschnittlich, niedrigste Temperaturwert wird im März registriert und steigt ab Mai wieder sprunghaft an.

Bildquelle:http://gnoo.bo.ingv.it/mfs/B4G_indicators/SST.htm | Gemittelte Wassertemperatur des Mittelmeers 2011.
Bildquelle:http://gnoo.bo.ingv.it/mfs/B4G_indicators/SST.htm | Gemittelte Wassertemperatur des Mittelmeers 2011.

Höhenkaltluft

Die Wassertemperatur selbst kann keine labile Schichtung erzeugen. Die Labilität wird hauptsächlich durch einen Höhentrog bereitgestellt, daher ist Höhenkaltluft eine zweite, wichtige Komponente. Die Neigung, dass Höhenkaltluft bis ins Mittelmeer ausbrechen kann, hängt maßgeblich von der Position und Ausrichtung der Frontalzone und des damit verbunden Jetstreams ab. Die Frontalzone erreicht gegen August ihre nördlichste Position, wodurch es Kaltluftausbrüche nach Süden relativ schwer haben. Ab August regeneriert sich die Kaltluft auf der Nordhemisphäre in Folge der abnehmenden Sonneneinstrahlung (Änderung der Strahlungsbilanz). Mit zunehmender Kaltluft über der Nordhemisphäre verlagert sich die Frontalzone allmählich wieder nach Süden und die Wahrscheinlichkeit für Kaltluftausbrüche nach Süden wie z.B. dem Mittelmeer steigt. Trotz der vergleichsweise niedrigen Wassertemperaturen im Januar kann sich durch markante Höhenkaltluft von teils unter -30°C in 500hPa Labilität aufbauen, womit sich Medicanes bilden können. Erst in Richtung Frühling nimmt die Wahrscheinlichkeit der (Sub)tropenstürme im Mittelmeer stark ab, da das Wasser zu diesem Zeitpunkt keine hohen Temperaturen verzeichnet und die Kaltluftvorstöße aus dem Norden durch die nordwärts wandernde Frontalzone wieder schwächer werden.


© Welt der Synoptik | Autoren: Denny Karran und Mike Rosin