Zyklonen und Gefahren


© NASA image by Jesse Allen, Earth Observatory | Außertropische Tiefdruckgebiete südlich von Island im Nov. 2006
© NASA image by Jesse Allen, Earth Observatory | Außertropische Tiefdruckgebiete südlich von Island im Nov. 2006

Tiefdruckgebiete (Zyklonen) gehören mit einem Durchmesser von bis zu 2000 km und einer zeitlichen Dauer von bis zu einer Woche neben der planetarischen Zirkulation und den planetarischen Wellen zu den größten Wetterphänomenen auf der Erde. Entsprechend ihrer Größenordnung werden sie dem macro-β-scale (nach Orlanski 1975) zugeordnet. Die meisten und größten Tiefdruckgebiete entstehen in den mittleren Breiten. Kleiner und zum Teil wesentlich stärker sind dagegen jene über den tropischen Gewässern.

Mit etwa 500 bis 600 Zyklogenesen im Jahr entstehen die meisten Tiefdruckgebiete in den mittleren Breiten im Bereich der Polarfront, wo es aufgrund der hier vorherrschenden baroklinen Instabilität (starker meridionaler Temperaturgradient) und der hieraus resultierenden vertikalen Windzunahme zu einem Druckfall am Boden kommt. Diese hochreichenden Tiefdruckgebiete werden außertropische oder dynamische Tiefs genannt und sind auch als Cold-Core-Lows (CC) bekannt. Besonders die immer wieder über das Jahr auftretenden dynamischen Tiefdruckgebiete halten das Temperaturgleichgewicht auf unserer Erde aufrecht, in dem auf der Nordhalbkugel kalte Luft nach Süden und warme Luft gen Norden advehiert wird Zu den sich vor allem im Winter immer wieder neubildenden bzw. semi-permanenten Tiefdruckgebieten zählen das nordatlantische Islandtief, dass sich im Mittel im Bereich des 60sten Breitengrades befindet sowie das nordpazifische Aleutentief. Diese Tiefs sind Teil der planetarischen Zirkulation und entwickeln sich in der subpolaren Tiefdruckrinne. Beide Druckgebilde sind typische hochreichende Cold-Core-Lows.


408 km/h

Am 10. April 1996 wurde 50 km nordwestlich von Australien auf Barrow Island im tropischen Sturm „Olivia“ eine unglaubliche Spitzenböe von 408 km/h gemessen. Die Plausibilität dieser Messung wurde Jahre bezweifelt. Erst am 22. Januar 2010 bestätigte die Kommission für Klimatologie der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) diesen Spitzenwert offiziell als höchste außerhalb von Tornados jemals gemessene Windböe über Land. Den bisherigen Rekord stellte der Mount Washington (USA) mit 372 km/h im April 1934 auf.


Mitunter dynamisch getriggert aber thermisch gespeist werden die sogenannten thermischen Tiefdruckgebiete (Labilitätswirbel) in den tropischen Meeren ab etwa 5 bis 8° nördlicher bzw. südlicher Breite. Je nach Entstehungsort werden diese Hurrikane (Atlantik), Taifune (Pazifik) oder Zyklonen (Indischer Ozean, Australien) genannt. Wegen ihres warmen Kerns werden sie in der Literatur auch als Warm-Core-Lows (WC) beschrieben.

Labilitätswirbel bilden sich häufig auch über den polaren Seegebieten. Hierbei handelt es sich ebenfalls um Warm-Core-Lows. Bekannt sind derartige kurzlebige Tiefdruckgebiete als Polar Lows oder Polartiefs.

Nicht selten gelangen tropische Stürme in die mittleren Breiten und interagieren hier mit außertropischen Wettererscheinungen. Dann erfolgt die außertropische Transition (Extratropical Transition = ET) eines Wirbelsturmes. Bis zu seiner vollständigen Umwandlung sprechen Meteorologen von einem Hybridsturm, der sowohl außertropische als auch tropische optische oder physikalische Merkmale aufweist.

870 hPa

Am 12. Oktober 1979 wurde im tropischen Sturm „Tip" der bisher tiefste Kerndruck von 870 hPa gemessen. Außertropische Tiefdruckgebiete weisen bisher keine derartigen Kerndrücke auf. Dennoch aber gab es im Januar 1993 über dem Nordatlantik eine extreme Zyklogenese. Das damalige Tiefdruckgebiet erreichte in der Nacht zum 11.01. einen Kerndruck von 913 hPa in der Nähe der Shetland-Inseln (www.wunderground.de). Dieser Luftdruck ist außerhalb von tropischen Stürmen und Tornados noch immer der tiefste je gemessene bodennahe Druckwert.



© Welt der Synoptik | Autor: Denny Karran