Überflutungsgefahr

Vorhersagehinweise für mitteleuropäische Starkregenfälle


Kräftiger Platzregen mit kurzeitigen Überflutungen | Bildquelle: Welt der Synoptik
Kräftiger Platzregen mit kurzeitigen Überflutungen | Bildquelle: Welt der Synoptik

Starkregenfälle sind heftige konvektive Niederschlagsereignisse, die zu plötzlichen Überflutungen und schweren Schäden führen können. Sie sind kein reines gewitterspezifisches Phänomen, werden aber häufig als Begleiterscheinung von Gewittern schwerpunktmäßig zwischen Mai und September beobachtet. Das Starkregenpotential ist dabei sowohl von der Starkregenrate als auch von Starkregendauer abhängig. Welche meteorologischen Voraussetzungen müssen für insbesondere heftigen Starkregen erfüllt sein?

Großwetterlage & Luftmasse

Kräftige Starkregenfälle ereignen sich häufig bei folgenden Großwetterlagen:

  • südost zyklonal
  • Tief Mitteleuropa

Dabei weißt das Druckfeld in allen Niveaus einen recht schwachen Gradienten auf. Die starkregenträchtige und damit subtropische feucht-warme Luftmasse stammt dabei oftmals aus dem nördlichen und östlichen Mittelmeerraum und wird mit östlichen Winden nach Mitteleuropa verfrachtet. Gerade bei Tief Mitteleuropa kann eine Starkregenlage eine Woche lang andauern.


Dynamik und starke Konvektion

Zunächst einmal müssen die Voraussetzungen für Konvektion bzw. Gewitter (Instabilität, Feuchte usw.) erfüllt sein. Dabei kann jeder Gewittertyp heftigen Starkregen produzieren, wobei Multizellengewitter weitflächige Starkniederschläge verursachen. Ausgelöst werden die Gewitter insbesondere durch

  • Bodenkonvergenzen und (quasistationäre) Luftmassengrenzen
  • Höhentiefs
  • Kurzwellentröge

Hohe Luftfeuchtigkeit

Die Niederschlagsrate wächst mit steigender Luftfeuchtigkeit und zunehmendem niederschlagsbaren Wasser an. Ab

  • Taupunkten von 15 bis 20 °C und
  • ppw-Werten von 35 bis 45 mm

sind bereits heftige Starkregenfälle zwischen 30 und 60 L/m² in einer Stunde zu beobachten. Um den hohen Wassergehalt im Aufwind zu erhalten und das Entraiment trockener Luft zu minimieren, bedarf es bis in mittlere Schichten eine hohe relative Feuchte.


Tiefe warme Wolkenschicht

Eine tiefe sowie mächtige warme Wolkenschicht (zwischen HKN und der 0 °C -Grenze) fördert das Zusammenwachsen von Wolkentröpfchen (Koalleszenz) und damit eine Zunahme an Regentropfen. Bei

  • Wolkenschichtdicken  > 3000 m und
  • Wolkenuntergrenzen   < 1000 m

sind hohe Niederschlagsraten zu befürchten. Bei tiefen warmen Wolkenschichten liegen die Wolkenobergrenzentemperaturen häufig über -40 °C. Zudem sei der Hinweis gegeben, dass das klassische Radar die Niederschlagsintensität unterschätzen kann.


Schwache Höhenwinde

Langsam ziehende beziehungsweise quasistationäre Zellen verweilen über längere Zeit an Ort und Stelle, was die Starkregendauer enorm erhöht.  Entscheidend für die  Verlagerungsgeschwindigkeit ist in etwa der mittlere Wind zwischen 0 und 6 km. Informationen dazu lassen sich aus Radiosondenaufstiege entnehmen. Als Orientierungshilfe kann aber auch die Strömung in 700 hPa herangezogen werden.


Sind alle Bedingungen erfüllt, dann erreichen Starkregentropfen einen Durchmesser von 5 bis 6 mm und fallen mit bis zu 40 km/h zu Boden. Dabei können bei Minutenraten von 3 bis 5 mm in kurzer Zeit 25 bis über 50 L/m² gemessen werden.


© Welt der Synoptik | Autor: Denny Karran