Niederschlag und Nebel

Lake Effekt Snow


© Welt der Synoptik | Lake Effect Snow
© Welt der Synoptik | Lake Effect Snow

Begriff und Standortbedingungen

Image provided by the SeaWiFS Project, NASA/Goddard Space Flight Center, and ORBIMAGE.
Image provided by the SeaWiFS Project, NASA/Goddard Space Flight Center, and ORBIMAGE.

Der Begriff "Lake Effect Snow (LES)" stammt ursprünglich von den großen Seen (Great Lakes) in Nordamerika. Kaltluftvorstöße aus den Polarregionen erzeugen dort über dem warmen Wasser regelmäßig im Herbst und Frühwinter starke Schneefälle. Für die Entstehung eines solchen Schneeereignisses müssen bestimmte geographische Rahmenbedingungen vorherrschend sein. Dazu zählen eine große eisfreie und damit mindestens 0 Grad temperierte Wasseroberfläche sowie im günstigen Fall auch Hügel und Berge am Seeufer, die durch erzwungene Hebung der Luftmasse den LES verstärken. Der „Lake Effect Snow ist auch besonders an der deutschen Ostseeküste möglich. Im Landesinneren, wie zum Beispiel in der Bodenseeregion, ist aber kein „Lake Effect Snow“ im klassischen Sinne erdenklich. Grund dafür ist hier eine zu geringe Anlaufstrecke des Windes über dem Wasser. Der Bodensee kann damit zwar bei geeigneten Wetterlagen vorüberziehende Schneeschauer verstärken, jedoch aber keinen typischen Lake Effect erzeugen, denn bei diesem geht die Konvektion tatsächlich nur aus der labilen Schichtung zwischen Wasseroberfläche und der kalten Oberströmung hervor. Einen typischen „Lake Effect Snow“ zeigt die Satellitenaufnahme der NASA vom 05. Dezember 2000 (Bildquelle). Hier kommt es aufgrund des Überströmens von kalter Luft über die Great Lakes zu der Entstehung von zahlreichen Schneeschauerwolken.

Meteorologische Bedingungen

Die Grundvoraussetzung ist zunächst einmal eine trocken-kalte polare Luftmasse mit einer vertikalen Mächtigkeit von mindestens 1500, bestenfalls aber von 3000 Metern über einer warmen Wasseroberfläche. Der dabei entstehende Temperaturgradient zwischen Oberflächenwasser und der Kaltluftschicht sollte bis 850 hPa 15 bis 25°C betragen. Aus der vertikalen Schichtung erfolgt eine mehr oder weniger stark ausgeprägte konvektive Instabilität mit spontanen Umlagerungen, d.h. thermische Auslöse (also keine dynamische und außerhalb von Landmassen und Konvergenzen auch keine erzwungene Hebung).


Wird jedoch eine Bodenkonvergenz als Trigger analysiert, erfolgt eine erzwungene Hebung, bei der ein feuchtes Luftpaket bis zum HKN (Hebungskondensationsniveau, bei thermischer Auslöse bis KKN = Kumuluskondensationsniveau) trockenadiabatisch gehoben wird und ab dem Niveau der freien Kondensation (NFK) durch Freiwerden latenter Wärme und der dadurch labilisierenden thermischen Schichtung feuchtadiabatisch weiter aufsteigt (= bedingte Labilität). Die stärkste Konvektionen (mesoskalige Konvektive Systeme) treten erfahrungsgemäß im Bereich der höchsten Labilität auf.


Vorhandene Inversionen (Absinkinversionen) hemmen die Konvektion. Ein LES ist dann je nach Höhe der Inversion nur schwach oder gar nicht ausgeprägt.

Welche Rolle spielt der Wind?

In 850 hPa sollten Windgeschwindigkeiten zwischen 16 und 65 km/h herrschen. Ist die Windgeschwindigkeit zu hoch, dann verweilen die Luftmassen nicht ausreichend lang über dem Wasser, um sich genügend mit Feuchtigkeit anreichern zu können. Zu geringe Windgeschwindigkeiten hingegen lassen den Schnee bereits über dem Wasser ausfallen (Schauer erreichen das Festland nicht mehr). Eine generelle Windzunahme mit der Höhe wirkt durchmischend (Turbulenzen) und fördert den LES.


Die Änderung der Windrichtung zwischen Wasseroberfläche und 850 hPa sollte einen Betrag von 30°, und bis 700 hPa einen von 60° für ein stabiles Schneeschauerband nicht überschreiten.

 

Die Anlaufstrecke des Windes über dem Wasser (Fetch) erreicht mindestens 80 bis 100 km. Eine solche Anlaufstrecke, die aus Beobachtungen aus dem Bereich der Great Lakes hervorgeht, ist beispielsweise über dem Bodensee nicht zu erreichen.

Erscheinungsformen eines LES

Bei extrem hoher Labilität kommt es häufig zu Schneegewittern (Thundersnow). In Abhängigkeit von der Labilität und der Scherung treten entweder viele schwache Schneeschauerbänder oder aber ein starkes Schneeschauerband auf. An der Küste kommt es meist zu den stärksten Schneefällen, da wegen der Bodenreibung die auflandigen Winde bremsen und die nachfolgende Luft gezwungen ist, aufzusteigen (Küstenkonvergenz).


© Welt der Synoptik | Autor: Denny Karran