Hitzewelle im Anmarsch

Voraussetzungen für extreme Temperaturen in Mitteleuropa


Flache Kumuluswolken in 39,5°C heißer kontinentaler Subtropikluft am 07.08.2015 in Offenbach. | Bild: Denny Karran
Flache Kumuluswolken in 39,5°C heißer kontinentaler Subtropikluft am 07.08.2015 in Offenbach. | Bild: Denny Karran

Großwetterlage

Starke Hitzewellen unterschiedlicher Dauer stehen in Mitteleuropa meist mit einem Langwellenrücken über Zentraleuropa in Verbindung (GWL: Hoch Mitteleuropa). Dieser Langwellenrücken korreliert dabei mit einer kräftigen Austrogung über dem Nordostatlantik bis zu den Kanaren und kann sogar von einem Trog oder Höhentief über Osteuropa flankiert sein (OMEGA-Wetterlage). Die Achse des Langwellenrückens sollte dabei westlich von Deutschland liegen. Stromabwärts der Achse kann sich so eine beständige Antizyklone mit Schwerpunkt über den östlichen Ländern Zentraleuropas etablieren. Damit gelangen Deutschland und Nachbarstaaten mit südlichen Winden in den Zustrom hochreichender nordafrikanischer Heißluft mit Temperaturen von deutlich über 20°C in 850 hPa. In Verbindung mit kräftiger Einstrahlung und Absinkvorgängen kommt es trotz klarer Nächte in den Sommermonaten zu einem täglichen Aufschaukeln der Tageshöchsttemperaturen. Ursache hierfür ist die positive Strahlungsbilanz.

 

Kürzere Hitzewellen, meist mit einer Dauer von 2 bis 4 Tagen, stehen mit einem Kurzwellenrücken in Verbindung. Ein OMEGA-Muster ist dabei nur schwach ausgeprägt. So kommt es zu einer schnellen Verlagerung der Welle und einer nur vorübergehenden Hitzeperiode, welche jedoch nicht selten sehr intensiv ausfallen kann. So wurden in der zweiten Augustdekade 2012 während einer kurzen Hitzewelle in Dresden knapp 40°C und in Frankreich sowie Tschechien sogar über 40°C gemessen. In der zweiten Junidekade 2013 führte eine Hitzewelle in Österreich mit über 38°C zu einem neuen Temperaturrekord in einem Juni.

Lokale Effekte

Neben Einstrahlung und Wetterlage bzw. Strömungskonstellation können auch lokale Effekte Temperaturen stark beeinflussen. Entsprechend müssen bei der Vorhersage örtliche Windsysteme, die Küstennähe, die Oberflächenbeschaffenheit, die Meereshöhe und das topographische Umfeld eines Ortes berücksichtig werden. So erwärmen sich Berghänge und Täler schneller als das flache Umland. Unter Optimalbedingungen steigen dann die Temperaturen vormittags und mittags um 2 bis 3 K pro Stunde. Manchmal sind auch Steigungsraten von vorübergehend 4 bis 5°C möglich. Auch kurzeitig 6°C in der Stunden wurden in Deutschland lokal schon beobachtet.   In Küstennähe ist es oftmals angenehmer,  denn dort führt die im Tagesverlauf auftretende See-Land-Windzirkulation zu einer Abkühlung. Hitzehemmend und kühlend wirken ebenfalls auch zahlreiche Grünanlagen und Waldgebiete.

Geringe Bodenfeuchtigkeit als hitzeverstärkender Faktor

Die Rekordhitze Anfang Januar 2013 in Australien, der Jahrhundertsommer 2003 in Europa und die historische nordamerikanische Hitzewelle im Juli  1936 zeigen eindeutig, welchen Einfluss die Bodenfeuchtigkeit auf eine heranrollende Hitzewelle hat. Allen Extremfällen ging eine deutliche Niederschlagsarmut voraus.

 

Auszug aus „Australische Rekordhitze im Januar 2013“

„Trockene Böden begünstigen die Entstehung von hohen Temperaturen und Hitzewellen. Fehlt das Wasser im Boden, so erfolgt auch keinerlei Verdunstungsabkühlung. Während bei der Verdunstung von Wasser der Umgebungsluft Energie entzogen wird, kann sich die Luft über trockenem Grund bei einer windschwachen Strahlungslage ungehindert erwärmen. Unbewachsener Boden verschärft dabei sogar die Situation.“  Weiterlesen ...

 

Droht also eine Hitzewelle, sollten vorangegangene Niederschlagsbilanzen für das Abschätzen der Hitze unbedingt berücksichtigt werden.


Autor: Denny Karran | Veröffentlicht: am 15.07.2013 | © Welt der Synoptik