Extreme Hitzewellen in der Vergangenheit weltweit


Aufgrund der großen zeitlichen und räumlichen Ausdehnung sind Hitzewellen die tödlichsten Wettererscheinungen. Laut Centers for Disease Control and Prevention (CDC) sterben allein in den USA jährlich etwa 700 Menschen an den direkten Folgen einer Hitzewelle. In Deutschland ist eine jährliche Mortalitätsrate schwer zu definieren. Bei extremen Hitzewellen aber sterben im Schnitt etwa 1000 Bundesbürger (Bild der Wissenschaft).

 

Hitzewellen treten nahezu auf jedem Kontinent auf und können in Extremfällen das Leben mehrerer Tausend Menschen bedrohen. Da Hitzewellen meist von Dürre und Bränden begleitet werden, kommt es neben zahlreichen Toten nicht selten auch zu enormen Schäden in der Land- und Forstwirtschaft. Nachfolgend werden die verheerendsten Hitzewellen der letzten 100 Jahre aufgelistet. 

Australien: Oktober 1923 bis April 1924

Im australischen Marble Bar (Western Australia) wurden vom 31. Oktober 1923 bis zum 7. April 1924 (160 Tage) täglich Tageshöchsttemperaturen von und über 100°F (37,8°C) gemessen - Weltrekord! Zwischen Dezember und Februar wurden sogar Spitzen von über 45°C registriert. Laut Bureau of Meteorolog (BOM)  erfolgte die Messung unter Standardbedingungen. Die absolute Höchsttemperatur in Australien beträgt übrigens 50,7°C und wurde am 02. Januar 1960 an der Station Oodnadatta in South Australia erfasst. (Quelle: Bureau of Meteorology)

USA: Juli 1936

In den ersten Juliwochen 1936 verzeichnete das „Upper Mississippi River Valley“ die höchsten Temperaturen seiner Zeit. In La Crosse in Wisconsin gab es an 14 aufeinanderfolgenden Tagen (von 05. bis 18. Juli) Höchstwerte ≥ 32,2°C (≥ 90°F). An neun Tagen wurden sogar ≥ 37,8°C (≥ 100°F) gemessen. Die höchste Temperatur betrug am 14. Juli 42,2°C (108°F) und wurden in La Crosse beobachtet. Die absolute Höchsttemperatur der Hitzewelle erreichte 43,9°C (111°F) am 14. Juli in Decorah (Iowa). In den USA kamen im Zusammenhang mit der Hitzeperiode etwa 5000 Menschen ums Leben. (Quelle: National Weather Service)

Großbritannien: Juni/Juli 1976

Nach warmen und sehr trockenen Vormonaten kam es Ende Juni und Anfang Juli 1976 in Großbritannien zu einer historischen Hitzewelle. Vom 23. Juni bis 07. Juli erreichten die Höchstwerte ≥ 32,2°C (≥ 90°F). Am 28. Juni stieg die Temperatur in Mayflower Park in Southampton auf 35.6°C. Noch immer ist dies die höchste Junitemperatur in Großbritannien.

Chicago, Illinios, USA: Juli 1995

Zwischen dem 12. und 16. Juli 1995 gab es in Chicago eine 5-tägige Witterung mit ungewöhnlich hohen Temperaturen. Teilweise wurden mehr als 40°C gemessen (13. Juli 1995: 41,1°C). Die gefühlte Temperatur stieg sogar auf über 48°C. Aufgrund der enormen Hitzebelastung starben innerhalb des Ereigniszeitraumes 465 Menschen. (Quelle: National Weather Service)

West- und Mitteleuropa: Jahrhundertsommer 2003

Der Jahrhundertsommer 2003 soll nach Auswertungen von Luterbacher et al. (2004) der wärmste europäische Sommer seit mindestens 500 Jahren gewesen sein. Der Hitzehöhepunkt wurde dabei in der ersten Augusthälfte beobachtet. Folglich war der August 2003 auf der gesamten Nordhemisphäre auch der wärmste seit Messbeginn. Im portugiesischen Amareleja wurden am 01. August 2003 extreme 47.3°C registriert. Auch in Frankreich, in der Schweiz, in Deutschland sowie in Norditalien stiegen die Höchstwerte teilweise auf über 40°C. In Freiburg und in Karlsruhe wurden am 13. August 2003 40,2°C gemessen. Bis zum 04.07.2015 war dies die höchste Temperatur, die jemals in Deutschland beobachtet wurde. Schätzungsweise 70.000 Menschen sind an den Folgen der Hitzewelle europaweit gestorben.

Westrussland: Juli/August 2010

Im Sommer 2010 erlebte die Region um Moskau zwischen Juli und Mitte August eine Hitzewelle, die vom russischen Wetterdienst als einzigartig beschrieben wird. In den letzten 1000 Jahren wurde in der betroffenen Region eine solche Hitzewelle weder beobachtet noch registriert. 11.000 Todesopfer sind allein in Moskau zu beklagen. Insgesamt sollen nach Angaben des Centre for Research on the Epidemiology of Disasters (CRED) mehr als 55.000 Menschen der Hitze zum Opfer gefallen sein. Die Höchsttemperatur stieg in Moskau am 29. Juli 2010 auf einen Rekordwert von 38,2°C. In Yashkul wurden am 11. Juli sogar 44,0°C gemessen.

Indien: Mai/Juni 2015

Während der Trockenzeit erlebten weite Teile Indiens im Mai und Anfang Juni 2015 bei Temperaturen bis zu 48°C die schwerste Hitzewelle seit mindestens 10 Jahren. An den Folgen der hohen Temperaturen starben 2037 Menschen [1]. Jedes Jahr kommt es in Indien zu Hitzewellen mit etwa 1000 Hitzetoten. Im Jahr 2015 aber war die Mortalitätsrate die höchste seit etwa 36 Jahren. Begünstigt wurde die Hitzewelle durch eine bereits vorangegangene spärliche Niederschlagsbilanz.

[1] http://www.business-standard.com/article/pti-stories/mean-temp-in-india-has-risen-by-0-6-deg-c-in-last-110-yrs-govt-115080501112_1.html


Autor: Denny Karran | Aktualisiert am 30.06.2015 | © Welt der Synoptik