Meteorologische Grundlagen

Großwetterlagen über Mitteleuropa


Einleitung

In den Jahren 1941 bis 1943 entwickelte ein Team unter der Leitung von F. Baur erstmals das System von Großwetterlagen. F. Baur definierte eine Großwetterlage als "die mittlere Luftdruckverteilung eines Großraumes, mindestens von der Größe Europas während eines mehrtägigen Zeitraumes, in welchem gewisse Züge aufeinanderfolgender Wetterlagen gleichbleiben, eben jene Züge, welche die Witterung in den einzelnen Teilgebieten des Großraums bedingen". Um eine Einteilung festlegen zu können, wurde die geographische Lage der Steuerungszentren, sowie die Lage der dazugehörigen Frontalzone betrachtet.

Einteilung von Großwetterlagen

Großwetterlagen werden in verschiedene Zirkulationsformen (ZF) eingeteilt. Man differenziert zwischen einer zonalen Zirkulation, einer gemischten Zirkulation und einer meridionalen Zirkulation. Bei einer zonalen Zirkulation liegt die Frontalzone in Richtung der Breitengrade. Dies ist gewährleistet solange eine glatte West-Ost Strömung existiert, d.h. über dem subpolaren Raum herrscht Tiefdruck und über dem subtropischen Raum herrscht Hochdruck. Entsprechend stellt sich ein relativ hoher Temperaturgradient an der Frontalzone ein, was eine kräftige Zyklogenese erlaubt. Bei einer meridionalen Zirkulation liegt die Frontalzone in Richtung der Längengrade. In der Regel tritt dies bei einem blockierenden Hochdruckgebiet in subpolaren Gebieten oder bei einer von nordsüdlicher Positionierung eines Troges. Einzelne Tiefdruckgebiete wandern entweder von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord. Eine solche Zirkulationsform erlaubt eine hohe Abweichung der Temperaturen von den Normalwerten. Von einer gemischten Zirkulation spricht man, sobald die meridionale und zonale Strömungskomponente etwa gleich groß sind. Bei einer solchen Konstellation liegt die Frontalzone meist im + - 45° Winkel auf einem Breitengrad, so dass zwar ein Austausch der Luftmassen erfolgt, allerdings nicht in der Intensität wie bei der meridionalen ZF.

Großwettertypen

Jeder Großwetterlage können bestimmte Großwettertypen (GWT) zugeordnet werden.

Zirkulationsform: zonal
Großwettertyp: West
Großwetterlagen: Wa, WZ, WW, WS

 

Zirkulationsform: gemischt
Großwettertyp:                       

Südwest

Nordwest

Hoch Mitteleuropa

Großwetterlagen:

SWa, SWz, NWa, NWz, HM, BM

   
Großwettertyp: Tief Mitteleuropa
Großwetterlagen: TM

 

Zirkulationsform: meridional
Großwettertyp:                           

Nord

Großwetterlagen:

Na, Nz, HNa, HNz, HB, TRM

   
Großwettertyp: Nordost, Ost
Großwetterlagen: NEa, NEz, HFa, HFz, HNFa, HNFz
   
Großwettertyp: Südost, Süd
Großwetterlagen: SEa, SEz, Sa, Sz, TB, TRW

 

Merkmal einer Großwetterlage

Um eine Großwetterlage zu analysieren, wurde von F. Baur außerdem gefordert, dass eine Großwetterlage mindestens über mehrere Tage dieselben charakteristischen Merkmale aufweist. Allgemein spricht man von einer Mindestdauer von 3 Tagen. Sollte dies nicht zutreffen, wird der Tag entweder der vorherigen oder der nachfolgenden Großwetterlage zugeordnet. Weist das gesamte Druckbild keine kenntlichen Strukturen auf, so klassifiziert man dieses als "unbestimmt"(U)

Bemerkung

Die Angaben des durchschnittlichen Temperaturniveaus und der Niederschlagsmengen der jeweiligen Großwetterlage sind gemittelte Werte. Je nach Wetterlage können die aktuellen Werte von den gemittelten etwas abweichen.

Literatur

Katalog der Großwetterlagen Europas (1881 - 1998), nach Paul Hess und Helmuth Brezowsky, 5., verbesserte und ergänzte Auflage


© Welt der Synoptik | Autor: Mike Rosin