Wetterereignisse 2013

Orkan Xaver am 05. und 06.12.2013


Der Nordwestorkan Xaver war der zweitstärkste Sturm dieser Saison. Nachdem er mit extremen Orkanböen auf Schottland traf, verursachte Xaver an der Nordseeküste eine schwere Sturmflut. Durch umfangreichen und kostenintensiven Hochwasserschutz konnten jedoch verheerende Schäden verhindert werden. Europaweit starben 11 Menschen. Nach dem Sturm erfolgte in Mitteleuropa ein vorübergehender Wintereinbruch mit Schneefällen bis ins Flachland.

© British Crown Copyright 2013, the Met Office | Analyse von Xaver am 05.12. um 18 UTC
© British Crown Copyright 2013, the Met Office | Analyse von Xaver am 05.12. um 18 UTC

Synoptische Entwicklung

Mittwochmorgen, dem 04.12.2013 entstand über der südlichen Labradorsee im Bereich sehr starker meridionaler Temperaturgegensätze (20 K auf ca. 500 km) ein flaches 1015er-Tief, welches mit einer kräftigen Höhenströmung von 340 km/h in 300 hPa Richtung Europa gesteuert wurde. Innerhalb dieser Strömung erreichte das unterdessen benannte Tief Xaver mittlere Verlagerungsgeschwindigkeiten von 100 km/h. Am Donnerstagmorgen, dem 05.12.2013 um 07:00 MEZ befand sich die Zyklone bereits bei den Shetlandinseln. Bis dahin ging der Kerndruck innerhalb von 24 Stunden um 41 hPa auf 974 hPa zurück. Zuvor wurden auf den Shetlandinseln Druckfallraten bis 18,8 hPa / 3h erreicht.

Von der Nordsee über Südskandinavien ziehend erreichte Xaver mit einer deutlich reduzierten Verlagerungsgeschwindigkeit von etwa 50 km/h Freitagmorgen die Ostsee. Der Höhepunkt des Orkans aber wurde Donnerstagabend über der schwedischen Provinz Värmland mit einem Kerndruck von 961 hPa beobachtet.

Windentwicklung am 05. Dezember 2013

Abb. 3 | 1stündige maximale Spitzenböen in Schottland am 05. Dezember zwischen 07 und 08 MEZ, inklusive der absoluten Spitzenböe, die während des Orkan Xaver in Europa beobachtet wurde. | Bildquelle: Welt der Synoptik | erstellt mit Metwatch
Abb. 3 | 1stündige maximale Spitzenböen in Schottland am 05. Dezember zwischen 07 und 08 MEZ, inklusive der absoluten Spitzenböe, die während des Orkan Xaver in Europa beobachtet wurde. | Bildquelle: Welt der Synoptik | erstellt mit Metwatch

Großbritannien: Mit Orkanböen von über 120 km/h traf das Sturmfeld von Xaver in den Morgenstunden des 05. Dez. auf Schottland. Im Bereich der durchziehenden Kaltfront wurden sogar Böen von über 140 km/h, auf dem Aonach (1130 m) sogar eine Böe von 228,5 km/h gemessen. Bis zum frühen Donnerstagnachmittag erfasste der Strum die gesamte Nordsee. Böen erreichten auf dem Wasser sehr verbreitet 140 bis 160, vereinzelt auch über 160 km/h. Bei Mittelwinden zwischen 100 und 130 km/h türmten sich 13 Meter hohe Wellen auf.

Niederlande: Auf den niederländischen Nordseeinseln wurden ab dem Mittag zunehmend Böen der Stärke 11 gemessen. Mit dem Durchzug der Kaltfront, die für die Jahreszeit ungewöhnlich starke Gewitter mit Hagel brachte, erreichten die Böen wie auf der niederländischen Plattform L9-FF-1 mit 178 km/h ihr Maximum. Später konnten auch landeinwärts im Bereich der Kaltfront extreme Orkanböen von über 130 km/h beobachtet werden (16:00 MEZ, 137 km/h in Stavoren).

 

Dänemark: Auch in Dänemark legte der Wind stark zu und erreichte rasch Orkanstärke. Um 17:00 meldete die dänische Küstenstation Nissum Fjord eine Böe von 159,1 km/h. Über 150 km/h wurden auch in Neuseeland-Point (151,9km/h) beobachtet.


Norwegen: Ebenfalls wurden an der Süd- und Südwestküste Norwegens nun häufiger schwere Orkanböen gemessen. Verbreitet erreichten hier im Nachmittagsverlauf die Böen 140 bis 150 km/h. Spitzenreiter in Norwegen war der Leuchtturm Lista fyr mit 169 km/h.


Deutschland: Erste orkanartige Böen traten an der deutschen Nordseeküste zwischen 12:00 und 13:00 MEZ auf (Helgoland 115, Sylt 113 km/h, Büsum 108 km/h). Bis zum Abend weiteten sich orkanartige Böen und Orkanböen bis ins Binnenland aus. Gleichzeitig verstärkten sich an der Küste die Böen in der eingeflossenen Höhenkaltluft weiter. List auf Sylt registrierte zwischen 20:00 und 21:00 MEZ eine Spitzenböe von 148 km/h. Im gleichen Zeitraum meldeten Bremerhaven 126, Rostock-Warnemünde 137 und der Leuchtturm Kiel 144 km/h. Zwischen 21:00 und 22:00 wurden sogar in Schwerin 112 km/h gemessen. Die höchste Windspitze in Deutschland wurde nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes mit 158 km/h in Glücksburg-Meierwik (Schleswig-Holstein) beobachtet. Im übrigen Land erreichten die Windstärken in Böen 8 bis 10 Bft.   

Abb. 4 | Maximale Böen am 05. Dezember zwischen 07 und 13 MEZ. | Bildquelle: Welt der Synoptik | Erstellt mit Metwatch
Abb. 4 | Maximale Böen am 05. Dezember zwischen 07 und 13 MEZ. | Bildquelle: Welt der Synoptik | Erstellt mit Metwatch
Abb. 5 | Maximale Böen am 05. Dezember zwischen 13 und 19 MEZ. | Bildquelle: Welt der Synoptik | Erstellt mit Metwatch
Abb. 5 | Maximale Böen am 05. Dezember zwischen 13 und 19 MEZ. | Bildquelle: Welt der Synoptik | Erstellt mit Metwatch
Abb. 6 | Maximale Böen am 05. Dezember zwischen 19 und 01 MEZ. | Bildquelle: Welt der Synoptik | Erstellt mit Metwatch
Abb. 6 | Maximale Böen am 05. Dezember zwischen 19 und 01 MEZ. | Bildquelle: Welt der Synoptik | Erstellt mit Metwatch
Abb. 7 | Maximale Böen am 06. Dezember zwischen 01 und 07 MEZ. | Bildquelle: Welt der Synoptik | Erstellt mit Metwatch
Abb. 7 | Maximale Böen am 06. Dezember zwischen 01 und 07 MEZ. | Bildquelle: Welt der Synoptik | Erstellt mit Metwatch


Schwere Sturmflut an der Nordseeküste

Xaver als Nordwestorkan entwickelte ein enormes Windfeld über der Nordsee bis in das Europäische Nordmeer hinein. Dabei wurden gigantische Wassermassen auf einer Fläche von schätzungsweise über 600.000 Quadratkilometern in Bewegung gesetzt und in die Deutsche Bucht gedrückt.

 

Mit dem Tidehochwasser am frühen Morgen des 06. Dezember 2013 konnte in Hamburg ein Pegel von 6,09 m über Normallnull gemessen werden. Damit handelt es sich nach dem Flutereignis vom 3./4. Januar 1976 mit 6,45 m über NN um die zweigrößte Sturmflut in der Geschichte Hamburgs. Dank aufwendiger Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe in den Hochwasser- und Küstenschutz blieben große Schäden aus.

 

Die katastrophale Sturmflut am 16./17.02.1962 zeigte einen Pegel von 5,70 m über Normalnull. Damals starben über 300 Menschen.

Bildquelle: Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie | Sturmflut in Hamburg am 06. Dez. 2013.
Bildquelle: Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie | Sturmflut in Hamburg am 06. Dez. 2013.
Satellitenbildquelle: DWD | Postfrontaler Schneeschauerteppich.
Satellitenbildquelle: DWD | Postfrontaler Schneeschauerteppich.

Historische Pegelstände gab es auch in Dänemark. So wurde in der Hafenstadt Holbæk am Freitagmittag ein Pegel von 189 cm über dem mittleren Wasserstand beobachtet. Der bisher höchste Pegel wurde hier 1973 mit 173 cm gemessen (Dänisches Meteorologische Institut).

Nach dem Orkan erfolgte ein kurzer Wintereinbruch

Mit dem Durchgang der Kaltfront des Orkans sank in der einfließenden Kaltluft die Schneefallgrenze in der Nacht zum Freitag, dem 06. Dezember zunehmend bis in tiefe Lagen. Zahlreiche Schnee- und Graupelschauer machten sich von der Nordsee auf dem Weg landeinwärts. Besonders die Mittelgebirge bekamen bis Freitagmorgen einige Zentimeter Neuschnee (Brocken: 19 cm, Fichtelberg: 15 cm, Kahler Asten: 13 cm) hinzu. In tiefen Lagen wurde es besonders im Nordosten des Landes weiß. Marnitz in Mecklenburg Vorpommern meldete um 07:00 MEZ eine Gesamtschneehöhe von 4 cm. In Greifswald (Mecklenburg Vorpommern) und Angermünde (Brandenburg) wurden immerhin noch 2 cm beobachtet.


Autor: Denny Karran | Veröffentlicht: am 07.12.2013 | © Welt der Synoptik