Wetterereignisse 2011

Orkane Xaver, Yoda I und Yoda II


Orkan Xaver

 

Mittwoch 23.11.

Nachdem wochenlang in großen teilen Europas eine windschwache Hochdrucklage herrschte, übernahmen zu diesem Zeitpunkt kräftige Tiefdruckgebiete die Regie. Auf dem Atlantik bildet sich unter schneller Verstärkung ein kräftiges Tiefdruckgebiet. Sein Kerndruck betrug am Donnerstag 00UTC bereits 985 hPa, während ein Hochdruckgebiet mit 1030 hPa noch über Südeuropa lag. Die unterschiedlich temperierten Luftmassen und der markante Druckgradient führten schließlich zur Entwicklung des Orkantiefs XAVER.

© Wetter3.de | Luftmassen und Druckgradient
© Wetter3.de | Luftmassen und Druckgradient

Die obige Grafik zeigt die unterschiedlichen Luftmassen und deren Transporte als jeweilige Pfeildarstellung sowie die Druckunterschiede über Europa mit einem Maximum bei Island (roter Kasten) und einem Minimum zwischen Spanien und Osteuropa (schwarzer Kasten).

 

Donnerstag 24.11.

Im Verlauf des Donnerstags verlagerte sich das Tiefdruckgebiet unter weiterer Verstärkung in nordöstlicher Richtung. Der Luftdruck fiel in sechs Stunden um teilweise mehr als 10 hPa. Nördlich von Großbritannien lag der Kerndruck bei 950 hPa und dicht gedrängte Isobaren sorgten bereits am Abend für Orkan. Somit kam es in Irland, Großbritannien und Norwegen zu Spitzenböen über 100 km/h.

 

Spitzenböen des 24.11. in Europa

 

Cairngorm Mtns (1245m, Großbritannien) 180 km/h
Aonach Mor (1130m, Großbritannien) 170 km/h
Bealach Na Ba No2 (773m, Großbritannien) 167 km/h
Krakenes (41m, Norwegen) 144 km/h
Hekkingen Fyr (14m, Norwegen) 137 km/h
Great Dun Fell (847m, Großbritannien) 137 km/h
Glen Ogle (564m, Großbritannien) 130 km/h
Soervaag / Vagar (88m, Dänemark) 126 km/h
Heidrun Oil Field (1m, Norwegen) 124 km/h
Sule Skerry (12m, Großbritannien) 122 km/h
Nordoyan Fyr (33m, Norwegen) 119 km/h
Lerwick (84m, Großbritannien) 117 km/h
Foula (13m, Großbritannien) 117 km/h
Fruholmen (14m, Norwegen) 115 km/h
Halten Fyr (16m, Norwegen) 115 km/h
South Uist Range (4m, Großbritannien) 115 km/h
Capel Curig (215m, Großbritannien) 115 km/h
Loch Glascanoch (264m, Großbritannien) 113 km/h
Makkaur Leuchtturm (9m, Norwegen) 112 km/h
Sklinna (16m, Norwegen) 112 km/h

Freitag 25.11. 
Mittlerweile lag das Orkantief zwischen Island und Norwegen mit einen Luftdruckminimum von 945 hPa. Das Starkwindfeld auf seiner Süd - und Südwestseite sollte vor allem in Norwegen für Spitzenwindgeschwindigkeiten von 100 bis 150 km/h sorgen. Am 26. und 27. zog das Orkantief unter Abschwächung über den Norden Skandinaviens nach Nordosten ab.

© Deutschen Wetterdienst / wetter3| Verlagerung von XAVER am 25.11.2011

Spitzenböen des 25.11. in Europa

 

Ona Ii (15m, Norwegen)

230 km/h
Thorshavn (61m, Dänemark) 165 km/h
Nordoyan Fyr (33m, Norwegen) 155 km/h
Krakenes (41m, Norwegen) 151 km/h
Heidrun Oil Field (1m, Norwegen) 150 km/h
Sklinna (16m, Norwegen) 148 km/h
Cairngorm Mtns (1245m, Großbritannien) 144 km/h
Aonach Mor (1130m, Großbritannien) 143 km/h
Myken (13m, Norwegen) 137 km/h
Sula (6m, Norwegen) 133 km/h
Halten Fyr (16m, Norwegen) 133 km/h
Gullfax Platform (10m, Norwegen) 131 km/h
Veiholmen (5m, Norwegen) 130 km/h
Orland (7m, Norwegen) 126 km/h
Foula (13m, Großbritannien) 124 km/h
Lerwick (84m, Großbritannien) 120 km/h
Sule Skerry (12m, Großbritannien) 120 km/h
Utsira (56m, Norwegen) 119 km/h
South Uist Range (4m, Großbritannien) 119 km/h
Great Dun Fell (847m, Großbritannien) 117 km/h

© Wetter3.de | YODA mit Zugrichtung
© Wetter3.de | YODA mit Zugrichtung

YODA I und YODA II

 

Am 24. November 2011 um 00 UTC tauchte YODA mit einem Kerndruck von etwa 1000 hPa als flache Zyklone erstmals über der Ostküste Kanadas auf der europäischen Wetterkarte auf. Geringfügig verstärkend zog es in den kommenden 30 Stunden südlich an Neufundland vorbei auf den Atlantik, wo die Aufspaltung YODA ́s in YODA I und YODA II allmählich eingeleitet wurde. 

 

Während YODA sich im Einflussbereich des antizyklonal gekrümmten Polarfrontjets befand und eine weitere markante Vertiefung somit obstruiert wurde, setzte rückseitig dieses Tiefs an seiner Kaltfront Druckfall und Wellenbildung ein. YODA selbst aber entfernte sich aufgrund der überlagerten supergeostrophischen Windkomponente vom Druckfallgebiet in kürzester Zeit.

 

Samstag 26.11.

In der Nacht zum Samstag intensivierte sich der Druckfall auf der Vorderseite eines Kurzwellentroges an der Kaltfrontwelle des Tiefs YODA weiter. Daraus resultierend bildete sich am Samstagmorgen über dem mittleren Nordatlantik mit einem Kerndruck von 989 hPa eine unverkennbare geschlossene Zyklone, die bereits als Isobarentrog in der vorangegangen Nacht als YODA I benannt wurde. Die Distanz zwischen YODA I und YODA II erreichte mit 1400 km ihr Maximum.

 

Sonntag 27.11.

YODA I vertiefte sich am Samstag folglich weiter und erreichte in der Nacht zu Sonntag nördlich von Großbritannien einen Kerndruck von etwa 970 hPa. In der eigebetteten recht markanten Höhenströmung nahm die Distanz zu YODA II auf etwa 1000 km ab. 

Der anhaltende West später auf Nordwest drehende Wind sorgte am Nachmittag und Abend für eine leichte Sturmflut (+1,5m) an der Nordsee sowie im Elbegebiet.

© Analysekarten: MetOffice / wetter3 | Entwicklung und Verlagerung von YODA

 © Wetteronline.de | Spitzenböen vom 27.11.2011
 © Wetteronline.de | Spitzenböen vom 27.11.2011

Gleichzeitig überquerte die kaum wetterwirksame Warmfront von YODA II rasch das nördliche Bundesgebiet. Zu diesem Zeitpunkt wurden nördlich vom Main verbreitet stürmische Böen gemessen, die im norddeutschen Tiefland Sturm- und an den Küsten bereits Orkanstärke erreichten. Am Sonntagmittag näherte sich die Kaltfront von YODA I mit örtlich kräftigen Regengüssen dem Nordwesten. YODA II hatte sich hingegen aufgrund der antizyklonalen Höhenströmung am Sonntagvormittag bereits weitgehend aufgelöst.

 

Als Welle blieb die Kaltfront in der Nacht zu Montag strömungsparallel über dem mittleren Süden des Landes liegen. Die nachfolgendende Höhenkaltluft brachte im Nordseeumfeld noch weitere Schauer hervor. Insgesamt wurden im Norden bis Montagmorgen verbreitet 1 bis 7, im Nordweststau des Harzes auch 9 mm in 24 Stunden registriert. Trocken blieb es in weiten Teilen Bayerns und Baden Württembergs, wo Hochdruckeinfluss die Frontaktivität dämpfte. Am 27. November 2011 um 18 UTC erreichte YODA I über Südfinnland mit einem Kerndruck von 962 hPa*** sein Maximum.  

 

*** Angaben von Meteomedia    

 

In Deutschland blieben größere Schäden aus. Der Sturm entwurzelte einige Bäume und vereinzelt fielen Dachziegel herunter. Schlimmer sah es in Nordeuropa und in Polen aus. Dort richtete der Sturm erhebliche Schäden an. Vier Menschen kamen in Norwegen ums Leben. In Skandinavien kam der Bahnverkehr teilweise zum Erliegen. In Südschweden rissen die Sturmböen Stromleitungen ab, die Stromausfälle zur Folge hatten. In Dänemark wurden die großen Brückenverbindungen über den Großen Belt nach Schweden vorübergehend gesperrt. In Polen wurden mindestens fünf Menschen verletzt, in tausenden Haushalten fiel der Strom aus.


Autoren: Denny Karran, Marcel Stieper | Veröffentlicht: am 07.12.2013 | © WDS