Einfluss der Temperaturen Westgrönlands auf den Winter in Mitteleuropa


Einleitung

Die Auswertung

Im Folgenden wurde diese Beziehung in allen Jahren ab 1970 untersucht, um einen aktuellen Querschnitt aus den Vergleichsjahren zu erhalten. Folgende Grafiken zeigten die Abweichungen der Temperaturen gegenüber der Durchschnittstemperaturen der Referenzperiode 1980-2010. Für die Auswertung wurden die Daten aus dem Reanalysisarchiv der NOAA verwendet.

 

Bei der folgenden Grafik werden alle Jahre mit einer mittleren Temperaturabweichung im Zeitraum Juli bis August von mehr als +1K (in 2m) über Westgrönland betrachtet:

 

 links: Die Temperaturabweichung Westgrönlands des ausgewählten Zeitraums, rechts: Die Temperaturabweichung des Folgewinters über Mitteleuropa
links: Die Temperaturabweichung Westgrönlands des ausgewählten Zeitraums, rechts: Die Temperaturabweichung des Folgewinters über Mitteleuropa

Bei der folgenden Grafik werden alle Jahre mit einer mittleren Temperaturabweichung im Zeitraum Juli bis August von weniger als -1K (in 2m) über Westgrönland betrachtet:

 links: Die Temperaturabweichung Westgrönlands des ausgewählten Zeitraums, rechts: Die Temperaturabweichung des Folgewinters über Mitteleuropa
links: Die Temperaturabweichung Westgrönlands des ausgewählten Zeitraums, rechts: Die Temperaturabweichung des Folgewinters über Mitteleuropa

Ergebnis

Beide Auswertungen zeigen kein eindeutiges Ergebnis für Deutschland. Sowohl die Auswertung mit positiven Temperaturabweichungen über Westgrönland als auch die Auswertung mit negativen Temperaturabweichungen über Grönland zeigen generell einen durchschnittlich temperierten Folgewinter über Deutschland, wobei beim ersten Fall eine geringe Korrelation über dem Nordosten Deutschlands nicht abzustreiten ist. Eine hohe Korrelation zwischen der Temperatur über Westgrönland im Zeitraum Juli bis August und dem Folgewinter besteht laut Auswertungen vor allem über dem Baltikum und Nordosteuropa. Hohe Temperaturen über Westgrönland im Juli und August begünstigen rein statistisch einen kalten Winter über dem Balktikum und Nordosteuropa, ein kaltes Westgrönland im Juli und August begünstigt einen milden Winter über dem Baltikum und Skandinavien.


Nach dieser Auswertung besteht also kein statistischer Zusammenhang zwischen einem warmen Westgrönland in den Sommermonaten und einen kalten Folgewinter über Mitteleuropa mehr. Allerdings zeigen die Ergebnisse der Auswertung das ein Zusammenhang zwischen der Temperatur über Westgrönland im Zeitraum Juli bis August und der Temperaturabweichung des Folgewinters über dem Baltikum und Angrenzende besteht.

Alternative Beziehungen

Kalte Luftmassen aus dem Baltikum können im Winter Mitteleuropa unter einer östlichen bis nordöstlichen Strömung erreichen. Insofern möchte ich die Auswertung weiter eingrenzen, um eine alternative Beziehung zwischen kalte Folgewinter über Mitteleuropa und Temperatur- bzw Druckanomalien in den Monaten zuvor zu arbeiten. F. Baur entwickelte eine weitere Beziehung: Die Wintertemperatur über Mitteleuropa orientiert sich an der Abweichung vom Normalluftdruck über Leningrad und Moskau im Oktober. Die These: positive Druckanomalien über Leningrad und Moskau im Oktober begünstigen kalten Winter über Mitteleuropa.

 Bei der folgenden Grafik werden alle Jahre mit einer mittleren Temperaturabweichung im Zeitraum Juli bis August von mehr als +1K (in 2m) über Westgrönland in Verbindung mit einer positiven Druckanomalie über Leningrad und Moskau zum Oktober betrachtet:

links: Alle Jahre mit einer Temperaturabweichung von mehr als 1K über Westgrönland im Juli,August und einer positiven Druckanomalie über Leningrad und Moskau im Oktober, rechts: Die Temperaturabweichung des Folgewinters über Mitteleuropa
links: Alle Jahre mit einer Temperaturabweichung von mehr als 1K über Westgrönland im Juli,August und einer positiven Druckanomalie über Leningrad und Moskau im Oktober, rechts: Die Temperaturabweichung des Folgewinters über Mitteleuropa

Im Ergebnis zeigt sich der Schwerpunkt der Druckanomalie nicht über Leningrad und Moskau, sondern eher über Südskandinavien bzw. der südöstlichen Ostsee. Insofern möchte ich die Beziehung von Baur in diesem Falle weiter anpassen und statt einer positiven Druckanomalie über Leningrad und Moskau im Oktober eine positive Druckanomalie über Südskandinavien im Oktober fordern.

 Bei der folgenden Grafik werden alle Jahre mit einer mittleren Temperaturabweichung im Zeitraum Juli bis August von mehr als +1K (in 2m) über Westgrönland in Verbindung mit einer positiven Druckanomalie über Südskandinavien zum Oktober betrachtet:

Die Temperaturabweichung der Folgewinter der gesetzten Bedingung
Die Temperaturabweichung der Folgewinter der gesetzten Bedingung

Das Ergebnis ist schon recht eindeutig, doch möchte ich die Anzahl der Fallbeispiele erweitern. Bei Herabsetzung der Zeitlinie von >1970 auf >1959 existieren noch drei Jahre mit einem warmen Westgrönland im Zeitraum Juli bis August: 1960, 1962 und 1968. Von diesen Jahren hatte nur der Oktober 1962 überdurchschnittlich hohen Luftdruck.

1962 wird also zu den ausgewählten Jahren ergänzt:

Die Temperaturabweichung der Folgewinter der gesetzten Bedingung mit 1962
Die Temperaturabweichung der Folgewinter der gesetzten Bedingung mit 1962

In Tabellenform:

Bei Herabsetzung der Zeitlinie auf  >1940 und unter Berücksichtigung des um etwa 1K kälteren Referenzmittels 1940-1960 gegenüber 1980-2010 könnte man unter der Annahme: die Temperaturabweichung über Westgrönland müsse nur größer als +0K im Vergleich zum Referenzmittel 1981-2010 ausfallen, noch die Vergleichsjahre 1945, 1946 und 1950 in die Fallbeispiele aufnehmen (siehe Tabelle).

Zusammenfassung

In diesem Posting wurde der Einfluss der Temperaturabweichungen über Westgrönland im Juli - August auf die Temperatur des Folgewinters über Mitteleuropa untersucht. Als Ergebnis: eine positive bzw. negative Temperaturabweichung im Juli - August über Westgrönland nimmt keinen signifikanten Einfluss auf die durchschnittliche Temperaturabweichung des Folgewinters über Deutschland. Erweitert man allerdings die Bedingung und setzt zusätzlich zu einem warmen Westgrönland im Juli bis August die Bedingung eines überdurchschnittlichen Luftdrucks über Südskandinavien im Oktober, so zeigte sich in 4 von 5 Fällen (in Erweiterung in 7 von 8 Fällen) ein kalter Winter über Mitteleuropa.


© Welt der Synoptik | Autor: Mike Rosin