Starkregenlage: 27. bis 30. Juli 2014

Zum Ende der letzten Monatsdekade traten in Deutschland verbreitet erneut heftige Starkregenfälle auf. Zunächst entwickelten sich am 27.07. erste Starkregengewitter in einer zyklonal geprägten und schwachgradienten Südostlage über der Osthälfte des Landes. Im konfluenten Strömungsfeld bildeten sich in der sehr feuchten und instabilen Luft Gewitterzellen, die sich mangels bedeutsamer Höhenwinde kaum verlagerten. So wurden gebietsweise Stundenniederschlagshöhen zwischen 30 und 40 mm registriert.
Rasch ging die zyklonale Südostlage schließlich in ein Tief Mitteleuropa über. Bei steigender Luftfeuchte wurden entlang einer schwachen Luftmassengrenze über Deutschland weitere heftige Starkregengewitter generiert, die trotz deutlicher Verlagerungsgeschwindigkeit extreme Stundenniederschlagsmengen hervorbrachten. Vielerorts wurden zwischen dem 28. und 30. Juli Summen von 30 bis 60 L/m² in der Stunde gemessen. Das niederschlagsbare Wasser erreichte dabei am Mittwoch, dem 30. Juli 35 bis 43 mm. Im Nordosten des Landes wurden sogar 45 mm beobachtet.
In Münster ertrank ein Mann in seinem Keller, als historische Regenfälle am 28. Juli hier große Teile des Stadtgebietes überfluteten. Ein weiteres Opfer ist in Nienberge, wenige Kilometer nordwestlich von Münster, zu beklagen. Hier ertrank ein Mann in seinem Auto, als es von den Fluten mitgerissen wurde.
Im Laufe 30. entspannte sich jedoch die Situation zunehmend. Heftige Starkregenfälle wurden besonders noch im Nordosten des Landes beobachtet. Mit Durchgang der Kaltfront setzte an den Alpen Dauerregen ein. Bis in den Vormittag des 31.07. wurden hier noch einmal Tagessummen zwischen 50 und 90 mm beobachtet.
Großwetterlage |
Ereignis / Niederschlagstyp |
Dauer
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niederschlagsb. Wasser
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ML-CAPE
|
Extremmenge
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Blitze (27. - 30.7.)
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südost zyklonal / Tief Mitteleuropa |
konvektiver Niederschlag |
4 Tage |
35 bis max. 45 mm |
1000 bis 1500 |
1h: 61,8 mm (Hasloch) |
ca. 140000 |
TOP 5 - Niederschlagsmengen vom 27. Juli 2014 - Datenquelle: DWD | ||||
Station |
stündlich | Station |
24-stündig |
|
Schönsee-Dietersdorf | 41,6 L/m² | Pöttmes-Schnellmannskreuth | 59,0 L/m² | |
Schwarzburg | 37,0 L/m² | Holzdorf | 57,0 L/m² | |
Dietenhofen | 34,8 L/m² | Königshütte | 53,0 L/m² | |
Schwäbisch Gmünd-Weiler | 33,2 L/m² | Gößweinstein | 52,7 L/m² | |
Ingolstadt | 33,1 L/m² | Abtsgmünd-Neubronn | 52,4 L/m² | |
TOP 5 - Niederschlagsmengen vom 28. Juli 2014 -
Datenquelle: DWD |
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Station |
stündlich | Station |
24-stündig |
|
Mengen-Ennetach | 52,4 L/m² | Emmingen-Liptingen |
59,4 L/m² |
|
Klippeneck | 39,8 L/m² | Altenberge | 97,5 L/m² | |
Sigmaringen-Laiz | 37,8 L/m² | Kandel | 72,5 L/m² | |
Memmingen |
36,0 L/m² |
Baiersbronn-Mitteltal |
65,3 L/m² |
|
Baiersbronn-Mitteltal |
33,2 L/m² |
Oberndorf/Neckar |
62,4 L/m² |
Abb. 1 | 24-stündiger akkumulierter Radarniederschlag vom 27. Juli 2014. Bildquelle: ©
Janek Zimmer, Modellzentrale
Abb. 2 | 24-stündiger akkumulierter Radarniederschlag vom 28. Juli 2014. Bildquelle: ©
Janek Zimmer, Modellzentrale
Jahrhundertregen in Münster
Am Abend des 28. Juli 2014 traf ein heftiges Gewitter Münster mit voller Wucht. Nach Angaben der Unwetterzenrale fielen innerhalb einer Stunde 58 L/m². Als Tagesniederschlag wurden von der Unwetterzentrale 122,2 L/m² registriert. Dabei handelt es sich um einen neuen Allzeitrekord. Seit 1851 ist dort noch nie so viel Regen innerhalb von 24 Stunden gefallen. Der alte Rekord stammt mit 97,6 l/m² vom 29. Juni 1981, so die Unwetterzentrale auf ihrer Facebook-Fanseite. Da die Wetterstation selbst nicht direkt vom Unwetter getroffen wurde, können die maximal tatsächlich gefallenen Niederschlagssummen nur anhand von Radardaten bestimmt werden. Auswertungen zeigen, dass punktuell 175 bis 200 l/m² (siehe dazu auch die pink-weiße Fläche im Norden von NRW in der Abb.2) gefallen sind.
TOP 5 - Niederschlagsmengen vom 29. Juli 2014 - Datenquelle: DWD | ||||
Station |
stündlich | Station |
24-stündig |
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Hasloch | 61,8 L/m² | Bad Harzburg | 92,2 L/m² | |
Brück-Gömnigk | 46,4 L/m² | Gifhorn-Kästorf | 91,1 L/m² | |
Bad Münstereifel-Eicherscheid | 43,9 L/m² | Hasloch | 85,2 L/m² | |
Bad Harzburg | 40,9 L/m² | Höheischweiler | 76,4 L/m² | |
Simmershofen-Adelhofen | 38,2 L/m² | Tambach-Dietharz | 75,4 L/m² | |
TOP 5 - Niederschlagsmengen vom 30. Juli 2014 -
Datenquelle: DWD |
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Station |
stündlich | Station |
24-stündig |
|
Wittingen-Vorhop |
46,3 L/m² |
Plau am See |
95,6 L/m² | |
Niederstetten-Adolzhausen | 38,8 L/m² | Pentling-Matting | 62,7 L/m² | |
Plau am See | 36,4 L/m² | Neetzow | 60,2 L/m² | |
Plau am See | 33,6 L/m² | Neuhardenberg | 56,8 L/m² | |
Greifswald | 32,8 L/m² | Perleberg | 49,7 L/m² |
Abb. 3 | 24-stündiger akkumulierter Radarniederschlag vom 29. Juli 2014. Bildquelle: ©
Janek Zimmer, Modellzentrale
Abb. 4 | 24-stündiger akkumulierter Radarniederschlag vom 30. Juli 2014. Bildquelle: ©
Janek Zimmer, Modellzentrale
Autor: Denny Karran | Veröffentlicht: am 31.07.2014 | © Welt der Synoptik
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