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F3 Tornado von Bützow am 05. Mai 2015

F3 Tornado von Bützow am 05. Mai 2015


Am 05. Mai 2015 entstanden an der Kaltfront des Tiefs "Zoran" auf der Vorderseite eines Troges über Westeuropa (Großwetterlage: Trog Westeuropa) schwere Gewitter über Norddeutschland, die sich mit einer Geschwindigkeit von 65 bis 70 km/h ostwärts verlagerten. In der instabilen und zunehmend scherungsstarken Umgebung organsierten sich die Gewitter am Abend an der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern zu einer Linie und brachten später mindestens 5 Tornados und gebietsweise Orkanböen. Besonders schwer getroffen wurde Bützow in Mecklenburg-Vorpommern. Dort richtete ein F3 Tornado massive Schäden in zweistelliger Millionenhöhe an. Von mehr als 120 beschädigten Häusern sind 12 unbewohnbar. 30 Menschen wurden verletzt.

Wetterlage während des Tornadosvorfalls

Abb. 1 | Diese Abbildung zeigt die Lage der Kaltfront am 05.05.2015 um 19:00 MESZ. Die schwersten Windereignisse wurden innerhalb eines sich an der Kaltfront gebildeten mesoskaligen Tiefdruckgebietes (L) beobachtet. | Bildquelle: Welt der Synoptik
Abb. 1 | Diese Abbildung zeigt die Lage der Kaltfront am 05.05.2015 um 19:00 MESZ. Die schwersten Windereignisse wurden innerhalb eines sich an der Kaltfront gebildeten mesoskaligen Tiefdruckgebietes (L) beobachtet. | Bildquelle: Welt der Synoptik

Der mittlerweile anhand der Schäden als F3 (T6) kategorisierte Tornado zog mit seiner an der Kaltfront gebildeten Mutterzelle etwa gegen 18:45 über Bützow hinweg. Nur wenige Minuten später registrierte die Wetterstation in Laage (25 km nordöstlich von Bützow) eine Orkanböe von 126 km/h. Verbreitet traten über Norddeutschland im Bereich der Gewitter Sturmböen der Stärke 8 bis 10 auf.

Ein nach der Fujita-Skala als F3 eingestufter Tornado ist ein starker Tornado mit Windgeschwindigkeiten zwischen 256 und 335 km/h. Klassifiziert man den Tornado von Bützow nach der vor allem in Mitteleuropa verwendeten TORRO-Skala, erreicht dieser die Kategorie T6 mit Windgeschwindigkeiten zwischen 256 und 295 km/h.


Atmosphärische Voraussetzungen für die Tornadobildung

Bei dem Tornado von Bützow handelte es sich um einen sogenannten mesozyklonalen Tornado. Voraussetzung für mesozyklonale Tornados sind eine potentiell instabile Luftmasse, ein hoher Wasserdampfgehalt in den untersten Luftschichten, eine hohe vertikale Windgeschwindigkeits- und Windrichtungsscherung sowie ein dynamischer Antrieb (Hebung). Entwickelt hat sich der Tornado aus einer Superzelle, die sich an der Kaltfront von Tief "Zoran" unterhalb des linken Jetausganges bildete.

 Abb. 2 | Dieses Satellitenbild (Airmass) vom 05.05.2015 um 18 UTC zeigt die Lage der Tornadoregion im Bezug auf den Jetstream. | Bildquelle: EUMeTrain
Abb. 2 | Dieses Satellitenbild (Airmass) vom 05.05.2015 um 18 UTC zeigt die Lage der Tornadoregion im Bezug auf den Jetstream. | Bildquelle: EUMeTrain

Auf Grundlage der Radiosondenaufstiege von Bergen und Greifswald werden im Folgenden alle relevanten Tornadoentwicklungsparameter aufgelistet.

Maximale Labilitätsparameter zwischen 12 und 18 UTC

KO-Index: -5 CAPE: 800 J/Kg

 

Maximale Feuchtegrößen zwischen 12 und 18 UTC

Taupunkt: 16-18°C ppw: 30-40 L/m²
Aufgrund der sehr feuchten Grundschicht lagen auch die Wolkenuntergrenzen (HKN) mit Höhen zwischen 600 und 800 sehr tief. Bei Wolkenuntergrenzen von weniger als 1000 m ist die Gefahr sehr groß, dass die Rotation als Tornado den Boden erreicht.

 

Maximale Windscherung zwischen 12 und 18 UTC

Low-Level-Shear (0-1 km): 16-17 m/s Deep-Layer-Shear (0-6 km): 27-28 m/s

Bei Werten oberhalb von 10 m/s besteht die Gefahr vor mesozyklonalen Tornados.

Bei Werten oberhalb von 20 m/s ist bereits mit Superzellen zu rechnen.

 

Die SRH (Storm Relative Helicity) erreichte in den untersten 3 km Spitzenwerte von 300 bis 500 m²/s². Wegen der hohen Scherungswerte brauchte die CAPE (Convective Available Potential Energy) für den mesozyklonalen Tornado auch nur recht moderate Werte aufweisen. Denn für die potentielle Tornadoentwicklung gilt gewissermaßen: je kleiner die CAPE ist, desto höher muss die SRH sein und umgekehrt. Beschrieben wird dieses Potential mit dem sogenannten Energy Helicity Index (EHI).

 Autor: Denny Karran | Veröffentlicht: am 12.05.2015 | © Welt der Synoptik

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